So baust du als Designer dein Portfolio auf
Du willst so richtig loslegen mit deinem Design-Business, aber dein Portfolio lässt… Naja, sagen wir mal, zu wünschen übrig?
Wenn du nicht so ganz zufrieden bist - oder nicht weißt, was ein gutes Portfolio ausmacht, kommt dieser Artikel gerade richtig.
Normalerweise hast du einen dieser beiden Hintergründe:
Du fängst komplett neu an und hast noch gar kein Portfolio (sei es, weil du gerade erst als Designer startest - oder aber, weil du von deinem vorherigen Arbeitgeber die Projekte als Portfolio nicht verwenden darfst)
Du hast schon einen Hintergrund als Designer, aber möchtest die Richtung oder Positionierung wechseln, zum Beispiel vom Logo- zum Webdesigner. Oder vom Print- zum Online-Designer. Oder von Packaging zu Webdesign. Oder was auch immer.
Das Problem ist bei beiden Fällen: Du hast noch keine Kunden, deren Projekte du für dein Portfolio verwenden könntest. Beziehungsweise möchtest.
Also lautet der Plan: Neu machen.
Keine Sorge, das geht schneller, als du denkst. Und ist besser, als Sachen zu zeigen, die du in Zukunft lieber nicht mehr machen würdest.
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Was ein gutes Portfolio ausmacht
Wenn du neu startest, lautet die grundsätzliche Regel: Lieber Tiefe wählen statt Breite.
Und ja, natürlich kannst du ein paar verschiedene Projekte haben. Die sollten aber entweder eine klare Handschrift oder aber inhaltlich Bezug zueinander - oder zumindest einen deutlichen Schwerpunkt haben.
Als Ein-Mann-Unternehmen bist du keine Agentur, die 27 verschiedene Stile abdecken kann und soll. Stattdessen bist du der Boutique-Ansprechpartner für: Ja, für wen denn?
Das solltest du dir ganz genau überlegen, BEVOR du anfängst, dein Portfolio aufzubauen.
Das könnte zum Beispiel sein: Websites für Fotografen. Oder sogar noch spezifischer: Hochzeitsfotografen. Oder du brandest dich als “Webdesigner für Lifestyle-Blogger”. Oder, oder, oder.
Absolut nicht intuitiv, denn man könnte meinen, möglichst breite Stilrichtungen sprechen möglichst viele Kunden an.
Das Gegenteil ist aber der Fall.
Wenn du halb gute Sachen mit im Portfolio hast, nur um zu zeigen, dass du das auch kannst (“Ich habe auch schon mal eine Cremepackung designt!”), ist das einzige, was du erreichst, deine Leistung zu schmälern.
Klar, es kann ein super Geschäftsmodell sein, All-in-one-Lösungen im Bereich Design zu verkaufen.
Wenn du aber “alles” vom Flyer bis zur Website anbietest, muss es zumindest thematisch sehr scharf umrissen sein.
Warum ich das weiß?
Weil ich es wieder und wieder gesehen habe. Auch bei mir selbst.
Vor kurzem habe ich vier Interior-Design-Websites direkt hintereinander gemacht, weil die eine jeweils die andere “gesehen” hat.
Denk immer daran: Leute haben Schwierigkeiten, sich Dinge vorzustellen!
Wenn du schon drei Websites für Fotografen gemacht hast, denkt sich Fotograf Nr. 4: “Hey, super, genau mein Designer!” Es wird also immer einfacher. Dagegen ist es deutlich schwieriger, ein Bauunternehmen zu überzeugen, dass du auch für sie der oder die Richtige bist.
Mein Tipp: Trau dich, eine ganz bestimmte Sparte zu bedienen, und bleib (erstmal) dabei.
(Aber überprüf auch vorher, ob diese Kundensparte auch das Geld hat, dein Design zu bezahlen. Traditionell ist es leichter, ordentliche Projektpreise zu verlangen, wenn dein Kunde selbst gut bezahlt ist.)
Der langsamste Weg, um Kunden zu bekommen, ist “von allem ein bisschen zu machen”.
Der schnellste Weg ist es, dir eine bestimmte Sorte Lieblingskunde auszuwählen, 2-3 Portfolio-Websites genau für diese Art Kunden zu bauen, und dann loszupitchen.
Typische Fehler
Alte Projekte reinquetschen, nur weil du denkst, das Portfolio muss “vollständig” sein. Es reicht, wenn es ein paar sehr ausgewählte Best-of-Designs von dir gibt.
Alles zeigen, was du kannst. Zeig stattdessen nur die Projekte, von denen du in Zukunft auch Weitere haben möchtest. Alles andere einfach rauslassen.
Zu lange am Portfolio herumschrauben. Es ist super wichtig, deinen ersten Kunden zu bekommen, damit du “real life experience” sammeln kannst.
Boutique statt Bauchladen funktioniert wirklich - vor allem, wenn du als Designer höhere Preise verlangen möchtest.
Baust du ein Portfolio - oder prokrastinierst du?
Zum letzten Punkt von oben: Das größte Problem, das ich bei angehenden Designern sehe ist: Design-krastination! (Äh ja, ich mache das auch manchmal… 🤓)
Et oui, es ist natürlich viel cooler, an der eigenen Website zu feilen und sie zu 110% perfekt zu machen. Würde ich auch am liebsten den ganzen Tag.
Am Anfang kann ich aber gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, NICHT ewig an der eigenen Site herumzuschrauben, sondern lieber ein kleines, aber feines Portfolio an anderen Arbeiten aufzubauen.
Und: Dich nicht daran festmachen, ein riesiges Potpourri zusammen bauen zu müssen.
Meinen ersten Auftrag habe ich mit dem folgenden Portfolio bekommen:
Eine minimale Website mit einer Sample-Website (die ca. 5-7 Seiten hatte) und einem One-Pager als zweite Portfolio-Website. Dazu habe ich insgesamt ein bis zwei Tage “gebastelt” und dann gesagt: Das muss reichen. Ich hatte also gerade mal anderhalb kleine Websites im Portfolio, von denen es genau Null für echte Kunden waren.
Bedeutet: Ja, dein Portfolio sollte einen Einblick geben, was du kannst.
Dann wiederum kommt es aber darauf an, hinaus in die Welt zu gehen. Was ich selbst zum Beispiel dann sehr aktiv getan habe.
Den meisten Kunden ist es egal, ob du “Traumprojekte” baust
Es ist NICHT schlimm, Websites für Leute zu bauen, die es überhaupt nicht gibt. Habe ich wie gesagt auch so gemacht und das offen kommuniziert.
Wie also anfangen?
Du kannst dir einfach einen Fantasienamen für deine erste Fotografenwebsite überlegen und drauf loslegen. (So mache ich das übrigens auch für meine Website-Templates.)
Auch hier gilt: Lieber erst kurz überlegen, wen du hinterher als Kunden haben möchtest - und ob dieser jemand auch die Mittel hat, deine Preise zu bezahlen.
Alle Türen zu und loslegen
Wenn du etwas für dein Portfolio baust, soll es um den Stil gehen, den dein (zukünftiger) idealer Kunde richtig gut finden wird.
Und: Klar, dass dieser Stil sich verändern wird. Dein idealer Design-Kunde wird sich ja auch verändern. Aber irgendwo musst du anfangen. Und vor allem: Aufhören. Denn eine Portfolio-Website (oder Logo) ist nur dann brauchbar, wenn sie auch fertig ist.
Deswegen: Mach es so gut, wie du es aktuell hinkriegst. (Falls dir technische Fähigkeiten fehlen, guck dir meinen Squarespace-Onlinekurs Website mit Plan an.)
Und, kleiner Tipp: Geh aus Instagram und Pinterest raus. Zumindest nach der ersten Recherche. Sonst kann das Wochen in Anspruch nehmen 😊
Kuratieren und vor allem: Rauswerfen
Was, wenn du bereits richtig viele Projekte in deinem Portfolio hast - aber du in Zukunft etwas komplett anderes machen willst?
Dann nimm alles raus, was du “nicht wieder haben” willst. Auch wenn das bedeutet, dass du 95% deines Portfolios nicht verwenden kannst.
Denn Gleiches zieht Gleiches an - zumindest was Design angeht.
Wenn du bis jetzt für Automobilhersteller designt hast, jetzt aber lieber Websites für freischaffende Künstlerinnen bauen willst - nimm die Auto-Logos weg. Dann würde ich lieber zwei neue Künstler-Websites freestyle bauen und dich komplett in diese Richtung bewegen.
Viel Erfolg beim Aufbau deines Portfolios!
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